der Mäuseturm

In dieser Region sind viele verlassene Dörfer, Wüstungen(*) genannt, bekannt. Doch nur von wenigen sind heute noch Überreste vorhanden.

An einigen Stellen um den Mäuseturm sind die seltenen sogenannten Wölbäckersysteme zu erkennen. Dies sind durch eine besondere Art des Pflügens entstandene gewölbte Äcker…

Vom Mäusturm gelangt übrigens in gemütlichen 40 Minuten auf gut ausgebauten Waldewegen im Plesseforst auch gleich rund 120 m höher zum Hünstollen.

Es handelt sich hierbei um eine Wallanlage, die als Fluchtburg diente. Erbaut wurden die Wälle in vorrömischer Zeit. Wahrscheinlich wurde die Anlage mit Unterbrechungen bis ins 11. Jahrhundert genutzt. Im östlichen Teil des Sporn steht jetzt ein Aussichtsturm, von dem man einen phantastischen Blick zum Harz und ins Eichsfeld hat.

Selbst wenn man Weg zum Hünstollen scheuen sollte, lohnt sich allemal ein Blick über hinweg zum höchsten Mittelgebirge in Nordeutschland. Dem Harz

Bei gutem Wetter könnte man meinen, den Harz direkt zu greifen…

(*)

Als Wüstungen bezeichnet man Flächen, die einst von den Menschen genutzt wurden, die aber aus den verschiedensten Gründen von ihren Bewohnern aufgegeben worden sind. Dabei wird zwischen Ortswüstungen und Flurwüstungen unterschieden. Die Bezeichnung totale oder partielle Ortswüstung steht für eine ganz oder teilweise verlassene Siedlung. Für ein aufgegebenes, ehemalig landwirtschaftlich genutztes, Areal wird der Begriff totale oder partielle Flurwüstung verwendet. Die Kombination von Orts- und Flurwüstung bezeichnet man als Totalwüstung.



Historisches zum „Mäuseturm“

Die Dorfstelle der Wüstung Moseborn liegt 1,5 km südwestlich von , am Rand der Rodungsinsel unseres Dorfes. Aus dieser Lage kann geschlossen werden, dass Moseborn jünger ist als , und die schriftlichen Quellen bestätigen dies. Moseborn ist erst verhältnismäßig spät, nämlich am Ende des 14. Jahrhunderts, ausdrücklich genannt. „Johannes Moseborne“, von Beruf Schuster, erwirbt 1397/98 in Göttingen das Bürgerrecht und ist fortan bis um 1420 in Göttinger Schriftquellen erwähnt. Um diese Zeit tritt Moseborn auch in Besitzverzeichnissen der Herren von Plesse als deren Eigengut (Allod) auf – vermutlich handelt es sich um den Versuch einer Dorfgründung durch die Herren von Plesse im Zuge des sogenannten inneren Landesausbaus.

2014-05-30 19.36.09 HDRDiese Gründung war allerdings auf längere Sicht ein Fehlschlag – bereits weniger als zweihundert Jahre nach der ersten urkundlichen Nennung ist das Dorf aufgegeben, d.h. zur „Wüstung“ geworden. Das hessische Landbuch aus der Zeit 1567-1574 verzeichnet unter der „Herrschaft Plesse“ auch die „wustenung Meiseborn“. Allerdings wird die Dorfflur auch nach der Aufgabe der Siedlung weiterhin bearbeitet, werden die Abgaben an die Landesherren von den hier erzielten Erträgen abgeliefert – Korn, Hafer, Zehnthühner.

Die Bewohner sind nach , nach Spanbeck, nach Oberbillingshausen abgewandert, von diesen Dörfern aus werden dann die Moseborner Äcker weiterhin bestellt. Besonderes Rätselraten und viele Vermutungen gab es seit langem um den Turm, der noch heute weithin sichtbar auf der ehemaligen Dorfstelle steht, den sogenannten Mäuseturm. Wie kam es zu dieser Bezeichnung?

Die älteste bekannte Kartenskizze, welche die Dorfstelle verzeichnet, stammt aus dem 17. Jahrhundert und hat die Beschriftung „Moseborn Hoff“ mit der Signatur für eine Kirche. Die Topographische Landesaufnahme von Hessen aus dem Jahre 1785 hat die Beschriftung „Mauseberger Thurm, ehemalige Kirche“; erst die im Jahre 1831 aufgenommene Topographische Karte des Eichsfeldes bietet dann die Bezeichnung „Mäusethurm“, ebenso wenige Jahre später (1842) der Topographische Atlas von August Papen: „Mause Thurm“.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wusste man also noch, dass es sich bei diesem Turm um den baulichen Rest der ehemaligen Dorfkirche von Moseborn handelt, erst seit dem 19. Jahrhundert ist dann durch Verballhornung und Verlust des geschichtlichen Wissens aus dem „Moseborner Turm“ der „Mäuseturm“ geworden. Im 19. Jahrhundert haben manche Heimatforscher tatsächlich daran gezweifelt, dass es hier jemals ein Dorf gegeben hat; den Turm hielt man entweder für die Reste eines Zollhauses an der Handelsstraße von Göttingen nach Goslar oder für die Überreste einer Kapelle, die angeblich einstmals für verstreut lebende Katholiken erbaut worden war. Inzwischen ist diese Frage aber längst geklärt:

Der Turm gehört zur ehemaligen Dorfkirche von Moseborn, die das Patrozinium Hl. Kreuz (St. Crucis) trug; dies geht nicht nur aus den ältesten Kartenskizzen, sondern auch aus Plesser Quellen zum Jahre 1425 eindeutig hervor.

Autor: Peter Aufgebauer. Aus: Festschrift 950 Jahre , 2005