Kalischacht

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Im Jahre 1912 wurde zur gleichen Zeit wie in Reyershausen auch in der Holzeröder Feldmark eine „Teufe-Kali-Förderpumpe“ (teufen“ = ein Loch bohren) eingerichtet, und es wurden Versuchsbohrungen nach Kalisalz durchgeführt. Die Pumpe stand auf „Sindrams Acker“, genau auf dem Eckgrundstück zwischen Billingshäuser und Spanbecker Weg.

Das laute Bohren konnte man bis ins Dorf herunter hören. Man war auch sehr tief gekommen (3 bis 5 Meter mehr als in Reyershausen). Auch der Befund war sehr gut, die Qualität des Salzes sogar deutlich besser als der Fund in Reyershausen.

Die Bohrungen in und die Einrichtung einer möglichen Förderstelle hier in der Gemarkung standen im Zusammenhang mit der Planung der Reichsbahn, eine Bahnverbindung zwischen Nörten-Hardenberg und Duderstadt einzurichten. Das Projekt wurde dann aber wegen des zu großen Höhenunterschiedes im Verlauf der Strecke fallen gelassen.

Damit musste auch der Plan eines Standortes für einen Kalischacht in aufgegeben werden, und der Kalischacht kam nach Reyershausen; dort wurde 1915 mit der Förderung begonnen. Die Holzeröder Arbeiterschaft war hierüber wenig erfreut, musste sie doch jetzt zu den begehrten Arbeitsplätzen im Kalischacht Reyershausen täglich einen längeren Weg zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad bewältigen.

Die Bauern waren mit dieser Entwicklung jedoch sehr zufrieden. Sie hatten befürchtet, Land hierfür hergeben zu müssen. Die Ergebnisse der Probebohrungen (des „Teufens“) wurden in dicken Glasröhren in der Schule in aufbewahrt und der damalige Lehrer Peter machte den Vorgang immer wieder zum Gegenstand seines Unterrichts.

Ja, was wäre aus geworden, wenn die Reichsbahn die Verbindung Nörten-Duderstadt über gebaut hätte und der Kalischacht (auch) nach gekommen wäre? Man weiß es nicht, wie der Ort sich entwikkelt hätte. Eins steht aber fest, es hätte die gute Chance bestanden, dass die Gemeinde auch so reich geworden wäre, wie man dieses immer für die Reyershäuser annimmt und behauptet. Eine schöne Illusion!?

Nach einer Aufzeichnung aus der Familienchronik von Eduard Finke. Überarbeitung und Ergänzung: Wolfgang Buss. Aus: Festschrift 950 Jahre , 2005